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Neue Endometriose Studie: Bluttest und neue Therapie

photo credit pawel-czerwinski endometriose neue studie Zellen bluttest neue wirksame Therapie

Endometriose: Zelluläre Atlas-Studie könnte zu neuen Behandlungen führen

Wie gewohnt: Geballte Wissenschaft, für die, die es genau wissen wollen. Alle Fakten wurden überprüft und gründlich recherchiert. Viel Spass beim Lesen.

  • Von Endometriose sind etwa 1 von 10 Menstruierenden betroffen
  • Bei der Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, an anderen Stellen im Körper. Sie ist oft die Ursachen für schmerzhafte, starke Regelblutungen, Unterleibs- und Beckenschmerzen und viele andere Symptome
  • Es gibt bisher keine Heilung
  • Eine Diagnose kann viele Jahre dauern und bisherige Behandlung sind oft unwirksam
  • Neue Forschungen, bei denen fast 400.000 Zellen analysiert wurden, haben ein detailliertes molekulares Profil der Endometriose ergeben. Dieser Atlas kann zur Verbesserung der Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für Betroffene beitragen

Übersicht:

  1. wie macht sich Endometriose bemerkbar?
  2. Ist Endometriose heilbar?
  3. Was hat die Studie zu Endometriose genau untersucht?
  4. Was ist an der neuen Studie so besonders?
  5. Könnte diese Forschung also den Weg zu neuen Diagnose- und Behandlungsmethoden weisen? 

 

Wie macht sich eine Endometriose bemerkbar?

Endometriose ist "eine Systemerkrankung, die oft schmerzhaft und chronisch ist". Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund 190 Millionen Frauen von dieser Krankheit betroffen - das sind ca. 10% der menstruierenden Menschen. Die Betroffenen leiden unter schmerzhaften Symptomen, die durch das Wachstum von Gewebe an anderen Stellen des Körpers verursacht werden. Dieses Gewebe ähnelt der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium).

Mögliche Symptome sind:

- starke und schmerzhafte Regelblutungen
- Schmierblutungen zwischen den Perioden
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder bei der Blasen- oder Darmentleerung
- Schmerzen im Unterleib, im unteren Rücken und im Beckenbereich
- Unfruchtbarkeit

 

Ist Endometriose heilbar?

Derzeit gibt es keine Heilung für Endometriose. Die Symptome können mit Medikamenten wie nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs), Antibabypillen, Hormonspiralen, Operationen oder einer Kombination dieser Behandlungen behandelt werden.

Dr. Steven Vasilev*** erläuterte die Problematik so:

"Die Diagnose und Behandlung der Endometriose erfolgt heute nach wie vor chirurgisch durch die Entfernung oder Zerstörung von endometriotischen Läsionen, die auf dem Peritoneum (innere hautähnliche Auskleidung des Körpers) und den Eierstöcken wachsen, in Kombination mit verschiedenen hormonellen Modulationen. Außerhalb dieses relativ engen Rahmens hat es seit Jahrzehnten keine größeren klinischen Fortschritte bei der Diagnose und Behandlung der Endometriose gegeben."

Was hat die Studie zu Endometriose genau untersucht?

Die neue Studie wurde unter der Leitung von Forschern des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, Kalifornien durchgeführt. Sie wurde im Nature Geneticsveröffentlicht. In dieser Studie wurden fast 400.000 Zellen analysiert, um zelluläre und molekulare Profile von Endometriosezellen zu erstellen. 

Und was ist daran so besonders?

Die Ergebnisse könnten zu einer einfacheren Diagnose und wirksameren Behandlung von Endometriose führen.

Das Bewusstsein schärfen

Obwohl 10% aller Menstruierenden von Endometriose betroffen sind, ist die Krankheit noch nicht ausreichend erforscht. Bislang gibt es nur wenige Daten über Endometriose.
Dr. Kate Lawrenson* gab MNT ein Interview und nannte die Hintergründe zur Studie:

"Endometriose hat verheerende Auswirkungen auf so viele Menschen und ist bemerkenswert häufig. Leider ist sie auch eine der am meisten unterfinanzierten Krankheiten, die es gibt, und viele grundlegende Fragen bleiben unbeantwortet - weshalb diese Forschung einen riesigen Sprung nach vorn im Verständnis der Biologie dieser Krankheit bedeutet. Ich hoffe, dass Arbeiten wie unsere dazu beitragen können, Gespräche über Endometriose in den Vordergrund zu rücken, um das Bewusstsein zu schärfen nach Ursachen zu suchen und auch die dringend benötigte Finanzierung für die Endometrioseforschung zu erhöhen"

Zellforschung

In dieser neuen Studie analysierten die Forscher mit modernsten Methoden mehr als 370 000 Zellen. Es wurden verschiedene Gewebeproben entnommen: Peritonealendometriose, Ovarialendometriome , eutopisches Endometrium und unbeteiligtes Ovarialgewebe. Das eutope Endometrium und das unbeteiligte Ovarialgewebe stammten dabei von Menschen mit und ohne Endometriose.

"Die Methodik der Studie basiert auf der Molekularbiologie. Sie hat etwas getan, was ich in anderen Endometriosestudien nicht gesehen habe, nämlich zu versuchen, die verschiedenen Merkmale von Zellen des Typs Endometriose in Abhängigkeit vom Ort der Läsion aufzuschlüsseln. Es geht darum, den Zelltyp und die umgebende Mikroumgebung zu katalogisieren", erklärte Dr. G. Thomas Ruiz** 

Die Forscher analysierten die Zellen mithilfe der Tröpfchen-basierten Einzelzell-RNA-Sequenzierung. Diese Methode identifiziert, welche Gene transkribiert werden, um RNA zu bilden, und bestimmt, welche Proteine die Zelle herstellt. Indem sie feststellen, welche Gene umgeschrieben werden, können die Forscher Unterschiede zwischen den untersuchten Zelltypen erkennen.

Mithilfe dieser Methode konnten die Forscher molekulare Unterschiede zwischen den wichtigsten Subtypen der Endometriose, einschließlich der peritonealen Endometriose und des ovariellen Endometrioms, feststellen.

Dr. Lawrenson erläuterte ihre Ergebnisse: "Wir haben eine Reihe von Unterschieden festgestellt, als wir Endometriosezellen mit der Gebärmutterschleimhaut verglichen haben. Die Endometriosezellen reagieren anders auf Hormone und kommunizieren anders mit dem Immunsystem. Die Tatsache, dass sie sich so unterschiedlich verhalten, ist wirklich aufregend, da sie uns möglicherweise neue Möglichkeiten für eine gezielte Therapie bietet"

Anhaltspunkte für Diagnose und Behandlung

"Dieser Atlas der molekularen Befunde wird den Forschern helfen, eine frühere Diagnose, eine Differenzierung zwischen den Subtypen der Endometriose, ein besseres Verständnis der Überschneidung mit Eierstockkrebs bei einem kleinen, aber bedeutenden Prozentsatz der Endometriose-Patientinnen und Einblicke in die mögliche Entwicklung einer molekular gezielten Therapie für Endometriose zu gewinnen", stellte Dr. Vasilev fest.

Könnte diese Forschung also den Weg zu neuen Diagnose- und Behandlungsmethoden weisen? 

Dr. Lawrenson ist davon überzeugt (!) und erforscht potenzielle Diagnosemöglichkeiten für die Erkrankung:

"Wir brauchen dringend einen Bluttest für Endometriose, und das ist jetzt eine unserer wichtigsten Forschungsprioritäten im Labor. Es war ermutigend zu sehen, dass bei Endometriose mehrere Zelltypen dieselben Gene überproduzieren, was es einfacher machen sollte, diese Gene im Blut nachzuweisen."

Die Forscher fanden heraus, dass Endometriosezellen und normale Zellen unterschiedlich auf das Immunsystem reagieren. Neue Therapien, die auf das Immunsystem abzielen, könnten sich bei der Behandlung der Krankheit als wirksam erweisen.

"Jüngste Fortschritte deuten darauf hin, dass wir in der Lage sein könnten, Endometriose zu behandeln, indem wir korrigieren, wie das Immunsystem auf die Läsionen reagiert. Das ist besonders aufregend, weil es Immuntherapien geben könnte, die bei anderen Krankheiten eingesetzt werden und schnell für die Behandlung von Endometriose umgewidmet werden könnten", erklärte sie gegenüber MNT.

Es besteht also noch weiterer Forschungsbedarf, und Dr. Ruiz schlug vor, in welche Richtung diese Forschung gehen könnte: "Endometriome, oberflächlich oder tief infiltrierend, haben sehr spezifische zelluläre Eigenschaften. Der nächste Schritt wären In-vitro-Studien, um herauszufinden, ob verschiedene Endometriose-Zelltypen unterschiedlich auf die derzeitigen Hormonbehandlungen reagieren."

Mit der Kartierung der Endometriose hat diese Forschung potenzielle Diagnose- und Behandlungswege aufgezeigt, die es nun zu erforschen gilt.

Zusammengefasst! Sehr gute Neuigkeiten für alle Betroffenen. Ich bleibe natürlich dran und berichte euch sobald es weitere Neuigkeiten und bahnbrechende Studien oder Forschungen gibt. 

Eure Carina

 

 

*Forscherin, Mitautorin und korrespondierende Autorin der Studie sowie außerordentliche Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie und biomedizinische Wissenschaften am Cedars-Sinai

**leitender Gynäkologe am MemorialCare Orange Coast Medical Center in Fountain Valley, Kalifornien

*** zertifizierter integrativer gynäkologischer Onkologe und medizinischer Leiter der integrativen gynäkologischen Onkologie am Providence Saint John's Health Center und Professor am Saint John's Cancer Institute in Santa Monica, Kalifornien

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