In diesem Blog räume ich mit einigen der am weitesten verbreiteten Menstruationsmythen auf.
Good to know:
Im Jahr 2021 lebten weltweit ca. 7,53 Milliarden Menschen auf der Erde, von denen rund 3,73 Milliarden mit weiblichen Genitalien geboren wurden. Praktisch alle von ihnen haben oder werden eine Menstruation (Periode) erleben, also den Teil des Menstruationszyklus, bei dem die Gebärmutter neben Blut auch Schleimhautgewebe durch die Vagina abgibt. Die Periode kann zwischen 3 und 7 Tagen dauern und tritt in der Regel alle 28 Tage auf, obwohl die Dauer des Menstruationszyklus stark variieren kann. Obwohl etwa die Hälfte der Weltbevölkerung von diesem biologischen Vorgang betroffen ist, halten sich noch immer viele Mythen und falsche Vorstellungen in unseren Köpfen fest. Kulturen auf der ganzen Welt verunglimpfen die Menstruation immer noch und betrachten das Menstruationsblut als "schmutzig" und "unrein". Oft ist die Menstruation selbst ist ein Tabuthema – in Deutschland und Europa sieht das zum Glück schon ganz anders aus. Aber auch hier gibt es viele kleinere Mythen und Missverständnisse im Zusammenhang mit der Menstruation, die immer noch auf der ganzen Welt kursieren.
Hier erfährst du, was einige der populärsten Mythen sind und WARUM sie nicht stimmen.
Mythen zu Sex während der Periode
Einige der weitesten verbreiteten Mythen im Zusammenhang mit der Menstruation drehen sich um Sex während der Periode, wobei der Spitzenreiter wahrscheinlich die Behauptung ist, dass man während der Menstruation nicht schwanger werden kann. Diese Vorstellung ist jedoch völlig falsch. Es stimmt zwar, dass bei vielen Frauen die Menstruation die Zeit ist, in der sie am wenigsten fruchtbar ist, das hängt wiederum aber tatsächlich von der Länge ihres monatlichen Zyklus ab.
Die höchste Fruchtbarkeit wird während des Eisprungs erreicht. Dieser findet etwas 12 bis 16 Tage vor Beginn der nächsten Periode statt, wenn die Eierstöcke frische Eizellen produzieren und freisetzen. Während in der Literatur oft Menstruationszyklen mit etwa 28 Tagen angeben, können manche Zyklen auch nur 21 Tage lang sein. Diese Tatsache wirkt sich auf den Zeitpunkt des Eisprungs aus. Darüber hinaus können Spermien im Genitaltrakt bis zu 5 Tage oder einigen Quellen zufolge sogar 7 Tage überleben. Ungeschützter vaginaler Geschlechtsverkehr während der Periode könnte also bedeuten, dass die Spermien gerade lange genug im Körper verweilen, um den Eisprung mitzuerleben und eine Eizelle zu befruchten. Und wir alles wissen was das bedeuten kann: Schwangerschaft.
Plus: Wenn du während der Menstruation Sex hast, ohne ein Kondom zu benutzen, erhöht sich außerdem das Risiko einer sexuell übertragbaren Infektion (STI) - einschließlich HIV - oder einer Hefepilzinfektion. Das liegt an den hormonellen Veränderungen, die in dieser Zeit auftreten. Solange du jedoch alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifst, um eine ungewollte Schwangerschaft und die Übertragung von Geschlechtskrankheiten zu vermeiden, gibt es keinen Grund, Sex während der Periode nicht zu genießen. Im GEGENTEIL, denn Sex kann helfen, Krämpfe zu lindern und die Stimmung zu verbessern. Dazu gibt es bereits auch einige Studien.
Ist es gefährlich, die Periode immer wieder zu überspringen?
Ein weiterer weit verbreiteter Irrglaube ist, dass es unsicher ist, die Antibabypille zu nehmen, um die Periode über einen längeren Zeitraum ausfallen zu lassen. Jüngste Leitlinien des National Women's Health Network weisen jedoch darauf hin, dass die Unterdrückung der Menstruation durch die Antibabypille in Ordnung ist, und die meisten Gynäkologen sind sich einig, dass diese Methode in der Regel sicher ist. Einige Wissenschaftler argumentieren sogar, dass die Periode, abgesehen von ihrer Rolle bei der Fortpflanzung, unnötig ist und mehr Ärger macht, als sie wert ist. James Segars von der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Johns Hopkins University in Baltimore, MD, erklärte beispielsweise gegenüber The Atlantic: "Eine monatliche Periode zu haben, ist zwar beruhigend, aber sicherlich nicht notwendig.Und bei diesen langfristigen, reversiblen Verhütungsmitteln ist die Ausfallrate sehr, sehr gering, so dass Frauen sehr davon profitieren können." Viele Frauen, wie auch ich, leiden unter starken Menstruationsbeschwerden, die ihr normales Funktionieren und ihre Lebensqualität beeinträchtigen können. Sie leiden möglicherweise unter starken Blutungen, unerträglichen Schmerzen und anderen unangenehmen Symptomen wie Migräne und Übelkeit.
Menschen mit primärer Dysmenorrhoe (schmerzhafter Regelblutung) oder bestimmten Erkrankungen, die lästige Symptome verursachen, wie z. B. Endometriose (sekundärer Dysmenorrhö), können in Absprache mit ihren Ärzten entscheiden, dass das Überspingen mehrerer Perioden oder das kontinuierliche Auslassen der Menstruation die beste Option für ihre Gesundheit und Wohlbefinden ist.
Baden während der Menstruation
Manche Frauen glauben, dass ein Bad oder sogar eine Dusche während der Menstruation unsicher ist. Sie glauben, dass heißes Wasser die Blutung anregt oder, dass das Wasser die Blutung stoppt. Heißes Wasser regt zwar die Durchblutung an, aber dadurch hilft es Menstruationsbeschwerden und Muskelverspannungen zu lösen! Ausserdem hört die Blutung beim warmen Baden nicht auf. Aber der Druck des Wassers kann vorübergehend berwiken, dass das Blut nicht aus der Scheide abfließt.
Es gibt also keinen Grund, während der Periode nicht zu baden oder zu duschen. Im Gegenteil: Ein wohliges Schaumbad ist entspannend und du wirst dich wahrscheinlich dadurch viel besser fühlen. Das hebt zusätzlich auch noch deine Stimmung und schenkt dir Wohlbefinden.
Kleiner Fakt am Rande: Es ist besser und gesünder, Wasser und milde, unparfümierte Seife zur Reinigung der Vulva zu verwenden als Tücher oder andere Produkte. Denn viele Intimpflegeprodukte können das empfindliche bakterielle Gleichgewicht im Genitalbereich stören und so Infektionen den Weg ebnen. Eine Studie fand einen "starken Zusammenhang" zwischen der Verwendung von Intimpflegeprodukten und einem erhöhten Infektionsrisiko. Außerdem bringt ein heißes Bad eine ganze Reihe anderer gesundheitlicher Vorteile mit sich: Eine Studie legt nahe, dass Bäder Entzündungen verringern und den Blutzuckerspiegel verbessern können.
Meine Periode gleicht sich mit der meiner besten Freundin an
Wir kennen das: Wir verbringen den ganzen Sommer mit unserer besten Freundin oder wir sind gerade in eine WG mit einer Mitbewohnerin gezogen und haben das Gefühl unsere Zyklen synchronisieren sich! Zudem liest man öfter, dass eine Alpha-Frau Hormone freisetzt, die den Zyklus der anderen Frauen in ihrer Umgebung beeinflussen. Aber, ist da wirklich was dran? Schließlich haben viele von uns wahrscheinlich schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ihre Periode synchron verläuft, sei es in der Schule, bei der Arbeit oder in einer Wohngemeinschaft.
Der Begriff "Periodensynchronität" tauchte erstmals 1971 in einem Nature-Artikel als wissenschaftliche Idee auf. In diesem Artikel wurde behauptet, dass Frauen, die in einer engen Wohngemeinschaft lebten - z. B. in einem Studentenwohnheim - oder eng befreundet waren, eine stärkere Synchronität der Menstruation erlebten. Die Autoren der Studie glaubten, dass dies wahrscheinlich darauf zurückzuführen sei, dass die Frauen, die so eng zusammenlebten, im Laufe der Zeit Pheromone "austauschten", was schließlich zu diesem Phänomen führte.
Spätere Studien ließen jedoch Zweifel an der Methodik aufkommen, die die Forscher bei der Untersuchung von 1971 anwandten. Die späteren Studien wiesen auf zahlreiche Unzulänglichkeiten und modifizierende Faktoren hin, die von den ursprünglichen Forschern nicht berücksichtigt worden waren. Außerdem stellten sie fest, dass es in den vorangegangenen Studien sowohl bei westlichen als auch bei nicht-westlichen Populationen an empirischen Beweisen für Synchronie mangelte. Darüber hinaus waren nachfolgende Studien nie in der Lage, die Ergebnisse der ersten Untersuchung überzeugend zu wiederholen. Die in jüngerer Zeit veröffentlichten Studien von ResearchTrusted Source kamen nicht zu dem Ergebnis, dass College-Mitbewohnerinnen eine synchrone Menstruation erleben. Inzwischen neigen die Forscher eher zu der Annahme, dass es sich dabei nur um einen Mythos handelt, der sich hartnäckig hält, und dass jegliche Synchronität rein zufällig ist.
Alexandra Alvergne, außerordentliche Professorin für biokulturelle Anthropologie an der Universität Oxford im Vereinigten Königreich, erklärte gegenüber der BBC: "Wir Menschen mögen immer spannende Geschichten. Wir wollen das, was wir beobachten, durch etwas erklären, das Sinn macht. Und die Vorstellung, dass das, was wir beobachten, auf Zufall oder Zufälligkeit zurückzuführen ist, ist einfach nicht so interessant."
Tampon-Mythen
Einige der hartnäckigsten Irrtümer beziehen sich auf die Verwendung von Tampons zur Absorption von Regelblut. Da ein Tampon in die Vagina eingeführt werden muss, befürchten manche Menschen, dass dies zu Schäden führen könnte. Was wirklich stimmt: Durch das Einführen eines Tampons in die Vagina wird das Jungfernhäutchen nicht beschädigt.
Eine der größten Befürchtungen ist, dass beim Einführen eines Tampons das Jungfernhäutchen reißen könnte, das, wie der alte Volksmund sagt, ein "Zeichen der Jungfräulichkeit" ist. In Wirklichkeit ist das Jungfernhäutchen eine dehnbare Membran, die die Öffnung der Vagina auskleidet und normalerweise nicht die Vaginalöffnung bedeckt. Wäre dies der Fall, würde das Jungfernhäutchen den Austritt von Menstruationsblut und anderen Ausscheidungen aus dem Körper verhindern. Dies wäre gefährlich und müsste durch einen chirurgischen Eingriff behoben werden. Da das Jungfernhäutchen dehnbar ist, verursacht das Einführen eines so kleinen Gegenstandes wie eines Tampons keine Risse. Und da das Blut während der Menstruation die Vagina schmiert, sollte das Einführen eines Tampons nicht unangenehm sein, wenn es richtig gemacht wird.
Sollte es dennoch unangenehm sein, versuche ein Gleitmittel zu verwenden, um den Tampon leichter einzuführen. Tampons sollten immer regelmäßig gewechselt werden, etwa alle 4-8 Stunden. Dies ist unbedingt erforderlich, da sonst das angesammelte Blut, Gewebe und die Bakterien zu einem toxischen Schocksyndrom führen könnten
Ein zweiter Mythos, auf den viele Erstanwenderinnen von Tampons gestoßen sind, ist, dass ein Tampon in der Vagina verloren gehen kann. Das stimmt einfach nicht, denn der Tampon kann nirgendwo hin. Der Gebärmutterhals befindet sich am oberen Ende der Vagina, und seine Öffnung ist viel zu klein, als dass ein Tampon eindringen könnte. Außerdem sind Vaginas im Durchschnitt nur etwa 9,6 Zentimeter tief, und Tampons werden mit Schnüren geliefert, die das Entfernen erleichtern. Sollte der Tampon also doch einmal etwas hochrutschen, kannst du immer leicht nach dem Faden suchen und den Tampon vorsichtig herausziehen.
Solltest du jemals auf eine Information stoßen, bei der du dir nicht sicher bist oder die dich beunruhigt, sprich mit einer Ärztin oder einem Arzt, die die Fakten für dich überprüfen können. Mythen und Missverständnisse haben im Gesundheitswesen nichts zu suchen!